Be Mine

 

 

 

Hör auf dein Herz

 

in sich abgeschlossener Roman


 

Klappentext

Sage und Logan kennen sich seit ihrer Kindheit und wuchsen auf zwei abgelegenen Ranches in den kanadischen Rockies auf. Aus der Freundschaft zweier Kinder erwächst eine leidenschaftliche Liebe und es scheint als wären die beiden füreinander bestimmt. Doch Logans Entscheidung für ein Leben als erfolgreicher Geschäftsmann in der Stadt lässt Sage mit gebrochenem Herzen zurück. Überraschende Todesfälle führen Jahre später zu einem Wiedersehen der beiden und bringen ihre Welten ins Wanken.

 



 

 Fakten

 

Verlag: Books on Demand

Genre: Roman (Liebe)

Sprache: Deutsch

Umfang: 312 Seiten

Erscheinungsdatum: 28 August 2020

ISBN-Nummer: 978-3-751-98473-7


 

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Leseprobe

 

 

Ich hatte gewusst, dass ich ihn irgendwann wiedersehen würde.

 Logan.

 Auch wenn ich das Gegenteil gehofft hatte. All die Jahre waren vergangen und ich war mir sicher gewesen, dass er nie hierher zurückkehren würde. Das, was einmal Heimat für ihn gewesen war, hatte er lange ersetzt durch die große, schillernde Stadt und ein neues Leben. Er war schlichtweg ein anderer Mensch geworden, womit er all meine Träume zerstört hatte – und wirklich, ich hatte fast jede Nacht dafür gebetet ihn nie wiedersehen zu müssen. Diese Gebete waren nicht erhört worden, doch zumindest den Anlass unseres Wiedersehens fand ich angemessen.

 Eine Beerdigung.

 Hugh Bigfield hatte eine der Ranches gehört, deren Land an das unsere grenzte. Auf eben dieser befanden wir uns und wohnten seiner Beisetzung im Familienfriedhof bei. Hugh war Logans Vater gewesen und nicht nur dafür hasste ich ihn. Dieser Mann war das reinste Scheusal gewesen. Ein unzufriedener, böser Mensch und ich konnte mir nur annähernd vorstellen, wie grauenvoll es war von einer Herde Rinder totgetrampelt zu werden, und doch musste ich mir das bisschen Mitleid, das ich empfand, schwer abringen.

 Schon als Kind hatte er mir schreckliche Angst gemacht. Und zwar nicht die Art von Angst, bei der Kinder sich trotzdem noch einen Spaß aus dem ein oder anderen Streich machten. Nein, die Art von Angst, bei der ich äußerst genau darauf geachtet hatte, ihm nur ja nicht über den Weg zu laufen oder ihn gar zu verärgern. Und auch Erwachsene hielten sich stets weitestgehend von ihm fern. Entsprechend spärlich war seine Beerdigung besucht, was es mir nun noch schwieriger machte mich meinem Problem zu entziehen.

 Ihm.

 Ein offensichtlich naiver Teil von mir hatte tatsächlich angenommen, dass es mich gar nicht so sehr treffen würde ihn nach all der Zeit, die vergangen war, wiederzusehen. Zumindest erklärte ich mir so dieses Gefühl, das sich anfühlte wie ein Schlag in die Magengrube, als es schlussendlich so weit war. Das Lächeln, das er mir hatte schenken wollen, hatte ich mit Nichtachtung erwidert.

 Unser beider Geschichte hatte ihre letzte Seite bereits gefüllt.

 Trotzdem hörte ich nicht, was der Prediger über Hughs Leben und den Tod erzählte. Meine Gedanken waren auch, bei Gott, nicht beim alten Hugh. Nein, sie waren bei Logan, und ich gab es irgendwann auf dagegen anzukämpfen. Ich befand mich in einer Extremsituation, nach ganzen drei Jahren stand ich dem Menschen, von dem ich seit Kindestagen gedacht hatte, er wäre der Mann fürs Leben, wieder gegenüber – ich fand es als entschuldbar, dass meine Gedanken jetzt um ihn kreisten.

 Und vermutlich war es auch normal, dass sein Anblick etwas in mir auslöste. Ich meine – er hatte immer schon gut ausgesehen. Er war einer dieser Männer, die auf eine mühelose Art gut aussahen - unverschämt gut, waren die Worte meiner Schwester damals gewesen, als ich in meiner Jugend die ersten Gefühle für ihn entwickelt hatte. Das hatte sich mit dem Älterwerden nicht geändert – und zu meinem Leidwesen auch in den letzten drei Jahren, die wir uns nicht gesehen hatten, nicht.

 Er trug einen schlichten, schwarzen Anzug, der vermutlich teurer war als mein gesamter Kleiderschrank, der hauptsächlich aus Jeanshosen und Blusen bestand. Auch wenn es eine schlichte Eleganz war, so stach er doch aus der kleinen Menge der Trauergäste heraus. Es war unverkennbar, dass er offensichtlich nach wie vor die Karriereleiter nach oben kletterte.

 Sein dunkelbraunes, volles Haar war, so wie es aussah, selbstverständlich regelmäßig in der Obhut eines Friseurs und ich erinnerte mich noch gut, wie es sich anfühlte. Stopp – ich hielt diese Erinnerung auf. Ich würde mit Sicherheit nicht zulassen, dass Bilder dieser Art einen Platz in meiner Gegenwart fanden. Ich sollte lieber daran denken, wie viele Frauen mittlerweile ebenfalls wussten, wie es sich anfühlte.

 Die Lachfältchen um seine Augen stellten sicher immer noch einen überraschend herzlichen Ausdruck im Gegensatz zu seinen sonst markanten und eher harten Zügen dar. Doch das Schlimmste waren seine Augen selbst. Sie konnten dunkel sein wie die Nacht oder strahlen vor Freude – ich hatte immer aus ihnen lesen können wie aus einem Buch. Wobei, nun ja, zuletzt hatte ich wohl eher falsch gedeutet, was ich darin zu sehen geglaubt hatte. Was ich in ihm zu sehen geglaubt hatte.

 Logan hielt seine weinende Mutter im Arm, die zerbrechlicher als sonst wirkte. Bis heute glaube ich, dass sie der einzige Mensch gewesen war, der Hugh geliebt hatte. Warum vermochte ich nicht zu sagen, es war mir ein Rätsel, wie man einen solchen Tyrannen lieben konnte, doch ich nahm an, dass es eine Mischung aus Hilflosigkeit und falschen Idealen war.

 Ich erlaubte mir eine winzige Portion Mitleid für Logan in mein Herz zu lassen. Wie er dort stand und seine Mutter stützte, die ihm selbst nie eine Stütze gewesen war, und am Grab seines Vaters stand, der ihm seine Kindheit – und vermutlich noch so viel mehr – geraubt hatte… Ich wusste heutzutage nichts mehr über seine Gefühlswelt, doch wenn noch etwas von dem Mann in ihm war, den ich zu lieben gelernt hatte, dann tobte ein Sturm in ihm.

 Mein Vater trat soeben zur Seite und ich war an der Reihe, Erde auf den Sarg zu werfen. Als ich vor dem klaffenden, geradwandigen Loch in der Erde stand und auf das glänzende Holz hinabblickte verspürte ich noch immer Wut gegenüber diesem Mann. Er hatte seiner Familie das Leben zur Hölle gemacht und ich sah keinen Grund ihm das nun, da er tot war, zu verzeihen. Vermutlich gab ich ihm auch zu einem Teil die Schuld an meinen zerschmetterten Träumen. Mit einem dumpfen Geräusch landete die Erde auf dem Sarg und ich wendete mich ab.

 Ich wusste, dass sein Blick auf mir ruhte. Ich spürte es. Es irritierte mich, dass ich dieses Wissen so völlig selbstverständlich hatte als lägen nicht drei Jahre und ein gebrochenes Herz zwischen uns.

 

Hugh Bigfield ruhte unter der Erde und Olivia, Logans Mutter, hatte in ihrem großen Holzhaus zu anschließendem Kaffee und Kuchen eingeladen. Obwohl ich mehr als mein halbes Leben mit Logan verbracht hatte – meine Kindheit, meine Jugend und einen Teil meines Erwachsenenlebens, so verband ich mit diesem Ort kaum Erinnerungen. Das lag daran, dass wir so gut wie nie hier gewesen waren – denn nicht nur alle anderen Menschen hatten Hugh gemieden, auch seine Kinder. Vermutlich die sogar am allermeisten.

 Die Einrichtung spiegelte Olivias viel zu großzügiges und teils kitschiges Wesen wieder und sie ging völlig in ihrer Rolle als Gastgeberin auf. Hatte sie zuvor noch ausgesehen als würde sie jede Sekunde zusammenbrechen, so war sie nun in ihrem Element. Die Küche, Kochen, Backen und das Bewirten von Gästen waren schon immer etwas gewesen, worin sie Zuflucht gefunden hatte. Sie hatte zwar immer noch ständig frische Tränen auf den Wangen, doch eine Beschäftigung zu haben war ihr eine große Hilfe um sich halbwegs abzulenken. Und dieses Muster hatte sie perfektioniert.

 „Wie geht es dir?“, fragte ich Cory, Logans jüngere Schwester, vermutlich mehr aus Pflichtgefühl denn aus Zuneigung.

 Coreline war sofort nach der Schule in die Stadt gegangen und hatte studiert und anschließend einen Job als Innenarchitektin aufgenommen. Sie war erfolgreich, stets top gestylt und wohl die Person in meinem Umfeld, die der Bezeichnung „It-Girl“ am nächsten kam. Also anders ausgedrückt – sie war alles, was ich nicht war. Und nicht verstand.

 „Es geht“, sie lächelte matt und ich war erstaunt, einen seltenen Anflug von echten Gefühlen bei ihr zu sehen.

 Beinah hätte ich einen abfälligen Kommentar über ihren Vater fallengelassen in der Hoffnung ihr damit die Schwere ein Stück weit nehmen zu können, befand aber dass dies nicht der geeignete Augenblick war um schlecht über einen Toten zu sprechen.

 „Wenn wir etwas tun können, sag Bescheid.“ Auch wenn Cory anders war und ich nicht wahnsinnig viel für sie übrighatte, so waren sie und ihr Bruder stets bei uns willkommen gewesen. Ich hatte damals mit Logan abgehangen und meine Schwester mit ihr. Ich hatte ein gebrochenes Herz und meine Schwester eine teure Internetrechnung vom vielen Skypen mit ihrer besten Freundin, die weit weg in der Stadt war, davongetragen. Was die beiden verband, hatte ich nie wirklich verstanden und vermutlich war ich auch nicht zu selten eifersüchtig gewesen.

 „Für mich kannst du nichts tun“, sagte sie und ließ den Satz unbeendet, indem sie plötzlich verschwand. Und ich sah mich meinem schlimmsten Albtraum gegenüber. Aber für ihn, hätte sie ihren Satz womöglich beendet. Ich spürte Logans Präsenz mit jeder Faser meines verdammten Körpers und ich zwang mich, einen Teller zu nehmen und mich auf das Kuchenbuffet zu konzentrieren. Für ihn hatte mein Angebot definitiv nicht gegolten.

 „Hey.“ Seine Stimme vibrierte in meinen Adern.

 „Hey“, erwiderte ich knapp und entschied mich für ein Stück Nusskuchen.

 „Wie geht es dir, Sage?“

 Er sollte meinen Namen nicht aussprechen. Er sollte. Ihn. Nicht aussprechen. Ich wollte diese vier Buchstaben nie wieder aus diesem Mund kommen hören…

 „Gut“, erwiderte ich knapp, schob das Kuchenstück auf meinen Teller und machte auf dem Absatz kehrt. Gut war ich darin gewesen, jeden Abend mindestens ein Glas verdammten Whiskey statt Wein zu trinken. Gut war ich darin gewesen, mich auf der Ranch in Arbeit zu stürzen und mich die letzten drei Jahre jede Sekunde mit etwas zu beschäftigen, das mich von ihm ablenkte. Gut war ich darin gewesen, Leuten in die Augen zu sehen und ihnen zu sagen, dass es mir gut ging. Dass mein gebrochenes Herz irgendwie gelernt hatte weiterzuschlagen. Also gut war die einzig richtige Antwort, die ich ihm geben konnte.

 Ich setzte mich an den großen Tisch neben meine Schwester und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.

 „Was hat er gesagt?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme.

 „Er hat nur gefragt, wie es mir geht.“

 „Arschloch. Als ginge ihn das was an.“

 Schlugen wir uns auch oft genug die Köpfe ein – dafür liebte ich sie.

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